Was passiert in der 1. Therapiestunde?

Nachdem die Eltern das Rezept abgegeben haben, lesen wir mit dem THEORG-Programm die Krankenversicherungskarte des Kindes ein. Nachdem

die Termine ausgedruckt wurden gehen wir mit Eltern und Kind in einen Therapieraum. Bei Rezeptentgegennahme habe ich mir natürlich einen Überblick über das Kind (Name und Alter)
sowie über die Diagnose, wenn denn eine drauf steht, gemacht. Nach einer nochmaligen Begrüßung und Vorstellung meiner Person legen die Eltern das Kind auf eine Vojta-/Bobathliege
(diese sind breiter als die herkömmlichen Therapiebänke). Um optimal zu befunden, bitte ich die Eltern ihr Kind bis auf die Windel auszuziehen. Dabei gewinne ich einen ersten Eindruck, wie die Mutter/
der Vater mit dem Kind umgeht. Währenddessen stelle ich einige Fragen. Meine erste Frage ist dabei häufig, wie es zu der physiotherapeutischen Verordnung gekommen ist.
Die Beantwortung dieser Frage gibt jede Menge Aufschluss, z. B. ob der Arzt im Rahmen einer Untersuchung eine Problematik festgestellt hat, oder die Verordnung auf Drängen der Eltern geschehen ist wie die Eltern mit der Überweisung zu uns umgehen
ob die Eltern die Methodik (Manuelle Therapie, Bobath, Vojta) bereits mit dem Arzt besprochen haben Ein Teil der Eltern nehmen eine „motorische Entwicklungsverzögerung“ (das ist wohl eine der häufigsten „Diagnosen“, die auf dem Rezept steht) sehr ernst,
andere bagatellisieren die Problematik und sehen keinerlei Notwendigkeit. Am besten ist ein gelassener, verantwortungsvoller Umgang. Je nach Symptomatik stelle ich u.a. auch Fragen wie,  wie verlief die Schwangerschaft (körperliche Beschwerden, familäre Situation, Schwierigkeiten etc.) und Geburt (Spontangeburt oder Kaiserschnitt) Still- und Schlafverhalten Vorlieben, Vermeidungshaltungen, Geschwistersituation etc.
Anschließend beginne ich mit der Ansprache des Kindes, dabei benutze ich immer den Namen des Kindes und lasse mir nochmal das Alter des Kindes bestätigen. Ich beurteile so die Mimik, Fixationszeitraum, Stellung des Körper im Raum und das Verhalten der Beine und Arme. Begonnen wird in Rückenlage. Indem ich mein Gesicht zur Seite bewege, schaue ich, ob und wie das Kind meinen Bewegungen mit den Augen, seinem Köpfchen oder seinem gesamten Körper folgt. Zur Motivation benutze ich meine Mimik, Gestik, diverses Spielzeug und gebe dem Kind ggf. entsprechend Bewegungsunterstützung. Dabei vergleiche ich den Bewegungsablauf, die Qualität der Bewegungen zu beiden Seiten. Je nach Alter und Fähigkeiten geschieht das auf der Bank oder auf einer Matte am Boden. Nachdem ich alle Ausgangsstellungen gesehen habe (Rücken-, Seit-, Bauchlage und Bewegungsabläufe,  die mir das Kind zeigt) und das Kind in seinen Aktivitäten, Rückenlage, Bauchlage, beim Drehen, bei der Fortbewegung etc.beobachtet habe, prüfe ich je nach Zeit und allgemeinem Befinden des Kindes und auch der Eltern die Lagereaktionen. Ich beziehe die Eltern immer mit ein und gebe ein kurzes Feedback. Danach bleibt bleibt oft nur noch kurz Zeit den Therapieablauf und das Ziel zu besprechen, sowie wichtige Handlingtipps für zu Hause. Eine Behandlungseinheit dauert je nach Verordnung zwischen 20 und 30 Minuten. Das ist nicht viel Zeit. Mir sind in der 1. Stunde das Kennenlernen von Kind und Eltern und die Befunderhebung besonders wichtig. Es ist die Basis  und entscheidet, in welchen Bereichen das Kind und die Eltern Unterstützt benötigen.

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